Neben der Blende gehört auch die Belichtungszeit (auch Verschlusszeit genannt) zu den Belichtungsparametern einer Kamera. Hier erfährst Du, was eine Belichtungszeit eigentlich ist und wie man sie (in Verbindung mit der Blende) richtig einsetzt.
Was ist eine Belichtungszeit und wofür ist sie verantwortlich?
Die Verschlusszeit entscheidet, genauso wie auch die Blende, über die Belichtung eines Bildes. Durch diese kann ebenfalls bestimmt werden, ob das Motiv in dessen Bewegung eingefroren oder unscharf dargestellt werden soll.
Um zu verstehen wie die Belichtungszeit funktioniert, sehen wir uns zunächst den Aufbau der Kamera etwas näher an. Vor dem Bildsensor im Inneren des Kamera-Bodys befindet sich ein geschlossener Verschluss. Solange dieser geschlossen ist, können die Lichtstrahlen den Sensor also nicht treffen.
Durch die Einstellung der Verschlusszeit wird bestimmt, wie lange dieser Verschluss sich öffnet und wie lange das Licht somit auf den Sensor fällt. Je länger der Sensor belichtet wird, desto heller wird schließlich auch das aufgenommene Bild. Also bedeutet eine längere Belichtungszeit auch immer ein helleres Bild.
Also gilt allgemein:
lange Verschlusszeit → lange Belichtung → helles Bild
kurze Verschlusszeit → kurze Belichtung → dunkles Bild
Eine kurze Belichtungszeit wäre hier beispielsweise 1/500 Sek. oder 1/1000 Sek.. Wohingegen eine lange Verschlusszeit im Bereich von 1/30 Sek. Oder 1 Sek. liegt.
Auf dem Kameradisplay wird die Verschlusszeit ohne Bruchstrich (z.B. 500,1000 oder 30) angegeben. Weiterhin wird bei langen Belichtungszeiten das Zeichen “ für Sekunde verwendet.
Wie auch bei der Blende könnten hier die Zahlen den ein oder anderen verwirren. Denn je höher die Zahl, desto kürzer die Belichtungszeit. Dies lässt sich leicht erklären, denn die Zeit der Belichtung ist in einem Bruch angegeben, wobei der Querstrich nichts weiter als einen Bruchstrich ersetzt.
Folglich gilt: 1:200= 0,005 Sek. < 1:10= 0,1 Sek.
Belichtungszeit – Zeitreihen und Belichtungsstufen
Ähnlich wie auch bei den Blendenreihen, gibt es klassische Zeitreihen, welche sich mit jeder Blendenstufe etwa verdoppeln bzw. halbieren. Die typische Zeitreihe befindet sich hierbei meist in einem Bereich von 1/8.000 Sek. oder 1/4.000 Sek. bis 30 Sekunden.
Eine typische volle Zeitreihe:
30s, 15s, 8s, 4s, 2s, 1s, 1/2s, 1/4s, 1/8s, 1/16s, 1/30s, 1/60s, 1/125s, 1/250s, 1/500s, 1/1000s, 1/2000s, 1/4000s
Somit gilt: Der Lichteinfall auf den Sensor verdoppelt sich bei einer Belichtungszeit von 1/16s auf 1/8s. Andererseits fällt bei einer Verschlusszeit von 1/8s nur halb so viel Licht auf den Sensor wie bei einer Zeit von 1/4s.
Ebenfalls gibt es neben dieser vollen Zeitreihe auch Reihen mit mehr Zwischenwerten, welche somit in Halben- oder Drittelschritten verlaufen.
Die Belichtungszeit einstellen
Die Belichtungszeit wird bei einigen Kameras über ein Rädchen verstellt. Da dies allerdings bei den Kamera-Marken unterschiedlich ist, solltest Du einen Blick in dein Kamera Handbuch werfen.
Die Verschlusszeit muss sowohl im manuellen als auch im S-Modus selbst eingestellt werden, wohingegen dies in anderen Modi automatisch übernommen wird.
Die eingestellte Belichtungszeit ist – je nach Kamera – im Sucher oder auf dem Display ersichtlich.
Belichtungszeit einstellen – kurze oder lange Belichtungszeit?
Je nach Lichtverhältnissen und gewünschten Effekten, muss die Belichtungszeit unterschiedlich eingestellt werden. Wie wir bereits zuvor gelernt haben, sorgt eine lange Belichtungszeit für mehr Licht und ein helleres Bild. Eine kurze Belichtungszeit bedeutet somit ein dunkleres Bild.
Doch die Einstellung der Belichtungszeit bestimmt auch darüber, ob ein bewegtes Motiv scharf eingefroren oder verschwommen abgebildet wird.
Möchte man also einen Sportler fotografieren und diesen scharf abbilden, muss eine sehr kurze Belichtungszeit gewählt werden. Ist es dagegen dein Ziel das Motiv verschwimmen zu lassen, sollte eine sehr lange Belichtungszeit eingestellt werden. Dies wird beispielsweise häufig bei Auto-Aufnahmen am Abend gemacht, um durch deren Lichter eine Art „Lichtlinie“ zu ziehen.
Bei einer langen Belichtungszeit ist allerdings die Gefahr auf Verwacklungen sehr groß, weshalb oft mit einem Stativ fotografiert werden muss. Willst Du also ein scharfes Bild aus der Hand aufnehmen können, darfst Du keine zu langen Verschlusszeiten einstellen.
Belichtungszeit – Time und Bulb Modus
Die maximale Belichtungszeit einer Kamera beträgt 30 Sekunden. Wenn man beim Fotografieren nun länger belichten möchte, muss im Bulb oder Time Modus gearbeitet werden. Im Bulb Modus wird so lange belichtet, wie der Auslöser der Kamera gedrückt wird. Natürlich kann dies nicht per Hand gemacht werden, da so Verwacklungen entstehen würden. Daher sollte für diesen Modus ein Fernauslöser verwendet werden. Im Time Modus hingegen startet man die Belichtung mit dem Drücken des Auslösers und beendet diese durch ein erneutes Drücken.
Zusammenhang zwischen Belichtungszeit und Blende
Natürlich müssen die Belichtungsparameter immer aufeinander abgestimmt werden.
Also ist die Einstellung von Blende und Verschluss-/Belichtungszeit stets abhängig voneinander.
Denn auch die Einstellung der Blende entscheidet darüber, wie hell bzw. dunkel das Bild am Ende sein wird. Mehr darüber, erfährst Du hier: Blende
Folgendes Beispiel:
Du willst einen springenden Hund fotografieren und diesen in seiner Bewegung einfrieren. Allerdings sind die Lichtverhältnisse sehr schlecht und es ist ziemlich dunkel. Um den Hund nun einfrieren zu können, muss mit einer kurzen Belichtungszeit gearbeitet werden. Wie Du bereits gelernt hast, hat solch eine kurze Belichtung wenig Lichteinfall auf den Sensor zur Folge. Somit würde das Bild zu dunkel werden. Um dies zu verhindern, muss nun die Blende die Belichtung ausgleichen. Hierfür musst Du den Hund mit einer offenen Blende fotografieren. Durch dieses Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit ist es trotz der gegebenen Verhältnisse möglich, ein einigermaßen gut belichtetes Bild zu machen.
Belichtungszeit und Brennweite
Wie bereits erwähnt, kommt es vor allem bei längeren Belichtungszeiten schnell zu Verwacklungen. Umso länger die Brennweite deines Objektives ist, desto schneller treten diese auf.
Bei der Belichtungszeit im Zusammenhang mit der Brennweite gibt es einen Tipp, durch den sich abschätzen lässt, wie lange du aus der Hand ohne Verwacklungen fotografieren kannst. Dieser besagt, dass die Verschlusszeit (als Bruchteil einer Sekunde) hierfür mindestens der Brennweite entsprechen sollte. Wird mit einer Brennweite von 100mm fotografiert, sollte die Belichtungszeit also mindestens 1/100s betragen. Bei Halbformatkameras müssen allerdings häufig kürzere Zeiten gewählt werden, da sich die Brennweite bei diesen durch den Crop-Faktor verlängert.