In der Fotografie findet man immer wieder den Begriff „Brennweite“. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Fachaudruck und welche Auswirkungen bringt dieser mit sich? Dies und vieles mehr erfährst du im folgenden Beitrag.
Brennweite Definition
Die Brennweite in der Fotografie beschreibt die Strecke von Linsenmitte zum Brennpunkt (f`). Am Brennpunkt werden die Lichstrahlen durch die Linse gebündelt und treffen übereinander.
Die Brennweite eines Objektives wird in mm am Objektivrand oder an dessen Körper angegeben. Hierbei unterscheidet man zwischen Zoom- und Festbrennweiten.
Je länger eine Brennweite ist, desto kleiner wird der Bildwinkel/Bildausschnitt. Somit besitzen kurze Brennweiten (Weitwinkelobjektive) einen sehr großen Ausschnitt, wohingegen lange Brennweiten (Teleobjektive) einen sehr engen Bildwinkel besitzen.
Jedoch kann der Bildausschnitt einer Brennweite bei unterschiedlichen Kameras varriieren. Denn der Bildwinkel eines Objektives wird standardgemäß für Kleinbild-/Vollformatkameras angegeben. Wenn man die selbe Brennweite also bei einem APS-C Sensor verwendet ändert sich der Ausschnitt aufgrund des Crop-Faktors (Verlängerungsfaktors).
Somit kann der enstehende Ausschnitt einer Objektiv Brennweite stets auch bei anderen Sensorformaten ausgerechnet werden.
Diese Brennweitenumrechnung führt aber nicht zu einer Änderung der optischen Eigenschaften eines Objektives.
Zoombrennweite oder Festbrennweite?
Objektiv Brennweiten lassen sich in Festbrennweiten und Zoombrennweiten einteilen. Wie es der Name bereits verrät, ist es Dir bei einem Zoomobjektiv möglich, das Motiv näher heran zu zoomen bzw. von diesem weg zu zoomen. In welchem Zoombereich man sich bewegen kann, ist hierbei von der Brennweite abhängig.
Bei einer Festbrennweite ist Zoomen hingegen nicht möglich, man fotografiert also immer im selben Bildausschnitt. Näher heran holen kann man ein Objekt folglich nur, indem man sich und seine Kamera bewegt. Hört sich zunächst vielleicht als großer Nachteil an, doch Festbrennweiten haben auch einige Vorteile.
Festbrennweiten haben den großen Vorteil, dass sie im Gegensatz zu Zoomobjektiven sehr lichtstark sind.
Auch die Bildqualität spricht in den meisten Fällen deutlich für eine Festbrennweite, da die Abbildung oft deutlich besser ist als bei Zoomobjektiven. Weiterhin kann bei einer Festbrennweite durch eine offene Blende eine sehr schöne Unschärfe erreicht werden. Die Festbrennweite in Verbindung mit der Offenblende kann auch schöne Bildeffekte wie ein weiches Bokeh erzielen und erschafft einen besonders schönen Bildstil.
Ein weiterer Grund, sich für eine Festbrennweite zu entscheiden, ist der Lerneffekt, der hierbei zustande kommt. Beim Fotografieren mit einer Festbrennweite ist man gewisser Maßen dazu gezwungen, sich mehr mit den Schärfenbereichen des Objektives und mit Abständen sowie Perspektiven auseinander zu setzen. Somit erreicht man insgesamt ein besseres Gefühl für seine Kamera und das Objektiv. Auf diese Weise kann man viel lernen und schult gleichzeitig seinen fotografischen Blick. Deshalb ist es vor allem für Anfänger eine Überlegung wert, sich ein Objektiv mit fester Brennweite zu kaufen.
Ebenfalls sind Festbrennweiten meist etwas kleiner und leichter als viele Zoomobjektive. Auf der anderen Seite decken Zoomobjektive natürlich einen größeren Bereiche ab, sind wesentlich flexibler und können meist vielseitiger eingesetzt werden. Also spielt es auch hier eine Rolle, was Du fotografieren möchtest. Bei Makroobjektiven oder Portraitobjektiven kann eine Festbrennweite beispielsweise sehr sinnvoll sein. An Orten, die nicht beliebig erreichbar sind (wie bei Landschaftsaufnahmen oder Architekturaufnahmen) ist häufig ein Zoomobjektiv die bessere Wahl. Durch die Flexibilität eines Zoomobjektivs hat man auch bei Reisen und Ausflügen abgesehen von der oftmals unpraktischen Größe den Vorteil, nicht mehrere Objektive mitnehmen zu müssen.
Somit hängt die Entscheidung zwischen Zoom- und Festbrennweiten überwiegend vom Einsatzbereich des Objektives und den persönlichen Vorlieben des Fotografen ab.
Die unterschiedlichen Objektiv Brennweiten
Die Normalbrennweite
Bekanntlich handelt es sich bei einer Brennweite von 50mm um eine sogenannte „Normalbrennweite“. Wie man fälschlicherweise häufig zu Ohren bekommt, soll diese Brennweite dem Blickwinkel unseres Auges entsprechen. Diese Annahme stimmt allerdings nicht so ganz. Bei einer Brennweite von 50mm liegt der Bildwinkel bei etwa 46° wohingegen unser Sichtfeld einen weitaus größeren Raum in Anspruch nimmt.
Dennoch entsteht bei der Standardbrennweite keine Verfälschung von Größenverhältnissen oder Tiefenstaffelungen, wie es bei längeren oder kürzeren Brennweiten der Fall ist. Somit entspricht die Normalbrennweite zumindest im Bezug auf die optische Wahrnehmung unserer natürlichen Sichtweise des Auges.
Die Normalbrennweite entspricht lediglich stets der Formatdiagonalen einer Kamera. Wenn also die Objektiv Brennweite genauso lang ist, wie die Diagonale des Kamerasensors, spricht man von einer Normalbrennweite. Die 50mm liegen hierbei wieder im Zusammenhang mit dem Kleinbildformat (36x24mm). Grob gesagt, liegt die Sensordiagonale in diesem Beispiel bei 44cm. Doch warum spricht man dann immer von 50mm und nicht von 44mm?
Naja, 44mm ist nicht wirklich eine „schöne“ und einprägsame Zahl, daher wählte man ganz einfach 50mm als Normalbrennweite aus.
Folglich gilt, wie auch beim Bildausschnitt, dass die Normalbrennweite bei unterschiedlichen Sensorgrößen variiert.
Normalbrennweite berechnen:
Wie wir bereits festgestellt haben, gilt:
Normalbrennweite = Sensordiagonale
Somit lässt sich die Brennweite über die Formel der Sensordiagonale berechnen:
Sensordiagonale= Wurzel aus a² + b²
Beispiel:
Sensordiagonale eines Vollformates: Wurzel aus 36² + 24²=43,27mm
Somit gilt: die Normalbrennweite einer Vollformatkamera liegt bei 43,27mm
Lange Brennweiten
Von langen Brennweiten spricht man, wenn der Wert über 50mm liegt. Wie bereits erwähnt wird der Bildausschnitt mit zunehmender Länge immer kleiner. Mit langen Brennweiten ist es möglich auch weit entfernte Objektive nah heran zu holen und unter die „Lupe zu nehmen“, wie es bei beispielsweise Makroobjektiven der Fall ist.
Zu langen Brennweiten zählen sowohl Makroobjektive als auch Teleobjektive. Sie eignen sich hervorragend für die Astrofotografie, Detailaufnahmen sowie für Nahaufnahmen im Portraitbereich.
Lange Brennweiten, wie Teleobjektive, besitzen die Eigenschaft Motive im Vorder- und Hintergrund optisch zusammen zu schieben, wodurch Objekte im Hintergrund verhältnismäßig recht groß dargestellt werden. Ebenfalls nimmt die Schärfentiefe grundsätzlich mit zunehmender Brennweite ab, wodurch der Hintergrund unscharf abgebildet wird.
Kurze Brennweiten
Von einer kurzen Brennweite spricht man unter einem Bereich von 50mm. Hierzu zählen beispielsweise Weitwinkel- sowie Fisheye-Objektive. Im Gegensatz zu langen Brennweiten, besitzen die Objektive einen sehr großen Bildausschnitt, wodurch man viele Informationen und Motive im Bild unter bekommen kann. Weiterhin besitzen kurze Brennweiten eine sehr große Tiefenschärfe.
Perfekt also für weitläufige Landschaften oder auch Aufnahmen von Innenräumen. Doch auch in der Portrait– und Architekturfotografie finden diese ihren Einsatz.
Mit Weitwinkelobjektiven werden Objekte weit auseinander gezogen und Motive im Vordergrund sehr groß dargestellt. Durch dieses Größenverhältnis und die entstehende Weite, kann man einen dramatischen Bildstil erzeugen.
Brennweitenvergleich
Welche Brennweite du verwenden solltest hängt ganz davon ab, welches Motiv du fotografieren möchtest und in welchem Einsatzbereich du dein Objektiv einsetzt.
Brennweite | Objektiv | Einsatzbereich |
~10-21mm | Super-Weitwinkelobjektiv | Landschaften und Natur |
~24-35mm | Weitwinkelobjektiv | Landschaften und Natur, Architektur |
~8mm-16mm | Fisheye Objektiv | Innenräume, Natur |
~50mm | Standardobjektiv | Portrait, Tiere, Produkte |
~ 60mm-200mm | Makroobjektiv | Detailaufnahmen (z.B. bei Portraits, Produkte oder in der Natur) |
~ 70-200mm | Teleobjektiv | Sport, Tiere und Portraits |
ab ca. 200mm | Superteleobjektiv | Astro, Sport |
Portraitbrennweite
Viele Brennweiten können in der Portraitfotografie ihren Einsatz finden. Doch welche Brennweite eignet sich am Besten für Portraits? Grundsätzlich können sowohl Zoom- als auch Festbrennweiten für Portraits eingesetzt werden. Dennoch wäre dies ein sehr guter Einsatzbereich für eine lichtstarkes und qualitativ hochwertiges Objektiv mit einer Festbrennweite.
Besonders Objektive mit einer Brennweite von 50 bis 85mm sind für Portraits sehr zu empfehlen. Diese geben Proportionen natürlich wieder und heben das Model vom Hintergrund ab. Doch auch Objektive mit leichter Telebrennweite können gut für diesen Bereich verwendet werden.
Welche Brennweite ist die Richtige für mich?
Welche Objektiv Brennweite letztendlich die richtige für dich ist, hängt in erster Linie davon ab, in welchem Bereich Du das Objektiv einsetzen willst. Wie bereits oben beschrieben, eignen sich kurze Brennweiten – wie die eines Weitwinkels – für Landschaften und große Bildausschnitte. Lange Brennweiten hingegen können für Detailaufnahmen oder Portraits gut verwendet werden.
Bei der Wahl des richtigen Objektives spielt selbstverständlich aus das zur Verfügung stehende Budget eine Rolle. Lichtstarke Objektive – insbesondere lange Teleobjektive – sind meist etwas kostspieliger.
Zoomobjektive mit langer Brennweite decken allerdings einen großen Bereich der Fotografie ab und können in vielerlei Shootings ihren Einsatz finden. Mit diesem spart man sich ebenfalls unnötiges Gepäck und kann ein Objektiv statt mehrere mit unterschiedlichen Brennweiten einpacken. Auf der anderen Seite besitzen kürzere Brennweiten natürlich ein geringeres Gewicht und insbesondere Festbrennweiten sind häufig qualitativ hochwertiger als Zooms.
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