Bildstabilisator ist heutzutage kein Fremdwort mehr in der Fotografie. Seit Mitte der 90er Jahre gibt es schon eingebaute Stabilisatoren in Kameras und Objektiven. Mittlerweile besitzt nahezu jede moderne Kamera einen eingebauten Bildstabilisator. Ebenfalls weisen vielerlei Wechselobjektive einen integrierten Stabilisator auf. Doch wie funktioniert dieser Bildstabilisator überhaupt und wofür braucht man ihn?
Das erfährst Du im Folgenden.

Was ist ein Bildstabilisator und wofür brauche ich ihn?

Wie bereits erwähnt, können Bildstabilisatoren sowohl in Kameras als auch in Objektiven eingebaut sein. Hier unterscheidet man zwischen einem Lens-Shift-Stabilisator (im Objektiv eingebaut) und einem Sensor-Shift-Stabilisator (in der Kamera).
Womöglich bist du in diesem Themenbereich auch schon über die Begriffe IS oder VR gestoßen. IS wird häufig bei Bildstabilisatoren von Canon verwendet und bedeutet „image stabilizer“. Der Begriff VR ist eher bei Nikon in Gebrauch und steht für „vibration reduction“.
Weitere Abkürzungen:
OIS=Optical Image Stabilization
OS=Optical Stabilizer
VC=Vibration Compensation
OSS=(Optical) Steady Shot

Wie bereits der Name verrät hilft ein Bildstabilisator dabei das Bild zu stabilisieren und Verwacklungen auszugeleichen. Die Kamera nimmt bereits kleinstes Zittern der Hände wahr, was zu Verwacklungen im Bild führen kann. Der Bildstabilisator wirkt diesen Verwacklungen gezielt entgegen und sorgt dafür, dass Du scharfe Bilder aufnehmen kannst. Deshalb ist es mittlerweile auch gut möglich bei etwas längeren Belichtungszeiten ohne Stativ scharfe Bilder aufzunehmen. Doch natürlich stößt auch der Stabilisator irgendwann an seine Grenzen, sodass bei Langzeitbelichtungen ein Stativ her muss.

Doch nicht nur Verwacklungen im Bild werden verringert, sondern auch das Sucherbild wird stabilisiert. So kann das Motiv beim Fotografieren leichter anvisiert und scharf gestellt werden.
Auch beim Filmen bietet der Bildstabilisator einige Vorteile. Hier sorgt er für reduzierte Verwacklungen, sodass Kamerabewegungen ruhiger und flüssiger wirken.

Kompensationsleistung eines Bildstabilisators

Die Kompensationsleistung gibt an, wie gut der Stabilisator Erschütterungen entgegen wirken kann. Die Leistung wird hierbei in Blendenstufen angegeben. Die meisten Stabilisatoren können aktuell einen Wert von 2 bis zu 6,5 Blendenstufen ausgleichen.

Doch was heißt das eigentlich?
Besitzt der Bildstabilisator eine Leistung von 2 Blendenstufen, so kann die Verschlusszeit zwei mal verdoppelt werden, ehe es zu unscharfen Aufnahmen kommt.

Fotografierst Du also beispielsweise mit einer Brennweite von 250mm und einer Verschlusszeit von 1/250s, so könntest Du laut Leistung des Stabilisators auch mit einer Zeit von 1/60s (zwei Stufen runter: 1/250>1/125>1/60) noch scharfe Bilder aufnehmen.


Die Nachteile/Schwächen des Bildstabilisators

Wie du siehst, ist ein Bildstabilisator also wirklich ein kleines Wunderwerkzeug. Doch auch hier gibt es ein paar Schwächen.

Brennweite

Wie bereits zuvor erwähnt, stößt der Bildstabilisator auch irgendwann an seine Grenzen. Dies ist insbesondere bei Objektiven mit langen Brennweiten der Fall. Teleobjektive mit langen Brennweiten besitzen natürlich auch meist ein hohes Gewicht. Dementsprechend werden früher oder später auch mal die Arme schwer und die Hände fangen an zu zittern. Das kennt bestimmt jeder Fotograf, der längere Zeit mit einem Tele unterwegs war. Kein Wunder also, wenn auch die Verwacklungen im Bild zunehmen. Bei zu starken Verwacklungen kann auch der integrierte Bildstabilisator nicht mehr viel helfen und das Ergebnis ist ein unscharfes Bild. Deshalb ist es bei sehr langen Brennweiten und schweren Objektiven grundsätzlich sinnvoll ein Stativ als Unterstützung bereit liegen zu haben.
Dabei ist auch zu beachten, dass Objektive mit einem eingebauten optischen Bildstabilisator generell etwas mehr Gewicht aufweisen.

Durch den Einsatz eines Bildstabilisators steigt auch der Stromverbrauch der Kamera, wodurch die Laufzeit des Akkus abnimmt. Doch ich denke dies ist ein Punkt, den man durchaus in Kauf nehmen kann für scharfe Aufnahmen. Andernfalls kann man Bildstabilisatoren im Objektiv auch ausschalten, wenn diese nicht gebraucht werden.

Durch die optische Verschiebung von Elementen bei optischen Bildstabilisatoren kommt es auch häufig zu einem geringen Schärfenverlust und chromatischer Aberration am Randbereich. Hierbei handelt es sich wirklich nur um einen sehr leichten Schärfeverlust, der wohl nicht allzu stark ins Gewicht fällt. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Aufnahme ohne den Stabilisator noch unschärfer wäre.

Unscharfe Bilder trotz Bilstabilisator?

Manchmal kommt es zu Unschärfe im Bild obwohl ein Bildstabilisator eingesetzt wurde. Wie das?

Natürlich wirkt ein Bildstabilisator Erschütterungen entgegen. Doch auch diese Funktion kommt an ihre Grenzen und hilft irgendwann nichts mehr. Umso stärker die Verwacklungen sind, umso höher ist die Chance, dass Unschärfe im Bild auftritt. Dies ist vor allem bei langen Belichtungszeiten der Fall. Es ist also immer abzuwägen, mit welchen Verschlusszeiten Du noch aus der Hand fotografieren kannst und wann ein Stativ benötigt wird. Das kommt natürlich immer ganz darauf an, wie ruhig Deine Hände sind.

Eine kleine Regel, an der man sich orientieren kann lautet: Um verwacklungsfrei aus der Hand fotografieren zu können, sollte man den Kehrwert der Brennweite als Verschlusszeit einstellen. Dies ist die längste Zeit, die Du für Motive, die sich kaum bis gar nicht bewegen, einstellen solltest.

Sprich:
Belichtungszeit=Kehrwert der Brennweite
Zum Beispiel: Brennweite: 200mm >> Belichtungszeit: 1/200s
Brennweite: 50mm >> Belichtungszeit: 1/50s

Weiterhin bringt ein Bildstabilisator nichts, wenn Du ein sich bewegendes Motiv fotografierst. Wenn man darüber nachdenkt auch ziemlich logisch.
Natürlich ist ein Stabilisator dafür da, um Verwacklungen und unerwünschten Bewegungen entgegen zu wirken. Das bezieht sich aber nur auf die Bewegungen des Fotografen und nicht auf die des außenstehenden Motives!

Fotografierst Du also beispielsweise einen Sportler, darfst Du nicht erwarten, dass die Kamera ein haarscharfes Bild aufnimmt. Nach dem Motto „Ach, der Bildstabilisator wird das schon regeln.“. Doch in diesem Fall hat es nichts mit Deinem Bildstabi zu tun. Möchtest Du den Sportler in seiner Bewegung einfrieren, kannst Du dies über die Einstellung der Verschlusszeit Deiner Kamera beeinflussen. In diesem Fall wäre eine sehr kurze Belichtungszeit die richtige Wahl.


Bildstabilisator im Objektiv oder der Kamera- was ist besser?

Natürlich besitzen hier beide Varianten ihre Vorteile und Wirksamkeit. Doch was ist besser?
Optische Bildstabilisatoren im Objektiv haben den Vorteil, dass das System optimal auf das jeweilige Objektiv und dessen Brennweite angepasst wird. Bei einem Sensor-Shift-Stabilisator gibt es stets einen maximalen Wert, der ausgeglichen werden kann. Umso länger die Brennweite eines Objektives, umso stärker muss der Verwacklung entgegen gewirkt werden. Deshalb stößt der Sensorstabilisator hier manchmal an seine Grenzen.

Bei einem Sensorstabilisator funktioniert das System dafür unabhängig davon welches Objektiv verwendet wird. Du musst also beim Kauf eines Objektives nicht extra darauf achten, dass dieses eine Stabilisator eingebaut hat.
Arbeitest du hingegen mit einer Kamera ohne eingebauten Stabi bist du stets auf ein Objektiv mit diesem angewiesen. Das hat wiederum den Vorteil, dass neue Objektive natürlich auch häufig einen verbesserten Stabilisator besitzen. Heißt, Du musst für einen verbesserten Bildstabilisator nur das Objektiv wechseln und nicht gleich eine neue Kamera kaufen. Wobei man auch beachten sollte, das Objektive mit Bildstabilisator grundsätzlich etwas teurer sind. Dieses zusätzliche Geld könntest Du dir natürlich sparen, wenn der Stabilisator bereits in der Kamera eingebaut ist.

Eine sensorbasierte Stabilisierung in einer Spiegelreflexkamera wirkt sich ebenso nicht auf das Sucherbild aus. Hier wird also nur das aufgenommene Bild stabilisiert. Bei dieser, in der Kamera eingebauten Stabilisierung, gibt es eine 5-Achsen-Technologie, wodurch der Sensor weitaus flexibler ist als die beweglichen Elemente in einem Objektiv. Daraus schließt sich, dass der Bildstabilisator in der Kamera manche Erschütterungen besser ausgleichen kann.

Welchen Bildstabilisator soll man verwenden, wenn Kamera und Objektiv einen besitzen?

Wenn sowohl die Kamera als auch das Objektiv einen Bildstabilisator besitzen, stellt sich natürlich die Frage welchen man nun verwenden soll. Grundsätzlich gilt: Nutze nie beide Stabilisatoren gleichzeitig. Ähnlich wie beim Stativ kann es bei dieser doppelten Stabilisierung zu Unschärfe im Bild kommen.

Für welchen Stabilisator Du Dich entscheiden solltest, hängt ganz vom Modell der Kamera und des Objektives ab. Neue Modelle besitzen meist einen besseren Stabilisator. Folglich solltest Du also den neueren der beiden Bildstabilisatoren verwenden und den anderen ausschalten.
Weiterhin könntest Du dich über die Leistungsstärke der beiden Stabilisatoren erkundigen oder einfach selbst einen Test starten und Vergleichsbilder mit beiden Bildstabilisatoren aufnehmen.


Wann brauche ich den Bildstabilisator und wann nicht?

Der Bildstabilisator hilft Dir bei der Aufnahme von scharfen Bildern und wirkt Erschütterungen entgegen. Dies ist natürlich besonders sinnvoll für alle Fotografen mit unruhigen Händen. Ebenso für den Einsatz von Objektiven mit einem höheren Gewicht.
Auch bei der Aufnahme mit längeren Belichtungszeiten nimmt die Gefahr von Verwacklungen zu.
Grundsätzlich schadet ein Bildstabilisator aber niemandem. Denn egal wie ruhig die Hände und wie kurz die Belichtungszeit der Kamera ist, kann es immer zu kleinen Verwacklungen kommen.

Doch was ist, wenn ich ohnehin schon ein Stativ benutze?

Stativ Kamera

Doppelt gemoppelt hält bekanntlich immer besser, wie man so schön sagt.
Doch beim Einsatz eines Statives wird die Kamera komplett ruhig gestellt und bereits ausreichend stabilisiert. Allerdings ist zu beachten, dass es hier durch das Drücken des Auslösers zu Verwacklung im Bild kommen kann. Deshalb ist es empfehlenswert mit einem Fernauslöser zu arbeiten.

Wenn also nicht gerade ein Erdbeben kommt, braucht man sich keine Sorgen um Verwacklungen zu mache 😉
Aus dieser Sicht wird der Bildstabilisator also nicht gebraucht.
Was aber noch viel wichtiger ist: Der Stabilisator sollte in diesem Fall tatsächlich lieber ausgeschalten werden. Denn durch die beweglichen Elemente des Stabilisators können in manchen Fällen sogar Verwacklungen hervorgerufen werden. Hierbei kann sich die Bewegung des Bildstabis auf das Stativ übertragen, wodurch Schwingungen und leichte Erschütterungen hervorgerufen werden. Das kommt natürlich auch immer auf die Situation und das Stativ an. Ein billiges Modell bietet natürlich nicht die Stabilität wie ein hochwertiges Stativ es tut. Deshalb läuft man hier mehr Gefahr, dass Verwacklungen entstehen.

Auch bei der Aufnahme von Serienbildern ist es häufig sinnvoll den Stabilisator auszuschalten. Denn mit einem aktiven Bildstabilisator sind meist weniger Bilder pro Sekunde möglich.


Wie funktioniert ein Bildstabilisator?

Man unterscheidet zwischen zwei Bildstabilisatoren:

Der optische Bildstabilisator im Objektiv

Der sogenannte Lens-Shift-Stabilisator ist in einem Objektiv eingebaut. Dieser besteht aus einer beweglichen Linsengruppe im inneren des Objektives. Diese bewegen sich sowohl horizontal als auch senkrecht. So werden vom eingebauten Stabilisator Erschütterungen gemessen, um einschätzen zu können wie stark man diesen entgegen wirken muss. Die beweglichen Linsenelemente versuchen anschließend mit einer gezielten Gegenbewegung die Verwacklungen auszugleichen.

Der mechanische Bildstabilisator in der Kamera

Ein mechanischer Bildstabilisator, auch Sensor-Shift-Stabilisator genannt, ist direkt in der Kamera eingebaut und besitzt grundsätzlich das selbe Prinzip. Zunächst werden also Erschütterungen erkannt und gemessen. Diese werden dann durch die Bewegung des Sensors ausgeglichen. Durch die 5 Achsen-Technologie ist der Stabilisator äußerst flexibel und beweglich.

Mittlerweile werden auch bereits duale Bildstabilisatoren verwendet. Hierbei werden die Vorteile beider Varianten miteinander kombiniert. Beide Stabilisatoren erkennen sich und arbeiten zusammen, wodurch diese neue Technologie besonders leistungsstark ist. Jedoch funktioniert der duale Stabilisator nur, wenn die Bildstabilisatoren in Objektiv und Kamera kompatibel sind.

Kategorien: Fototechnik