Die Blende gehört zu den wichtigsten Einstellungen deiner Kamera. Sie zählt zu den Belichtungsparametern und wird oft in Verbindung mit der Belichtungszeit genannt. Doch wie diese beiden Einstellungen zusammen hängen, was eine Blende eigentlich ist und wie Du sie richtig einsetzen kannst, erfährst Du hier.

Was ist eine Blende?

Als Blende bezeichnet man die hintere Öffnung eines Objektives. Die Größe dieser ist manuell verstellbar und trägt zur Belichtung Deines Bildes bei. Durch die Einstellung der Kamera Blende bestimmst Du, wie viel Licht auf den Sensor fallen soll.
Die größtmöglichste Blende, die Du einstellen kannst, ist bei jedem Objektiv unterschiedlich. Diese wird stets auf dem Objektiv zusammen mit dessen Brennweite angegeben. Die Angabe einer Blendenzahl erfolgt in f/2,8 oder f/9. Bei Zoomobjektiven sind häufig auch zwei Blendenzahlen angegeben, da sich hier je nach eingestellter Brennweite die größtmöglichste Blende verkleinert.

Hier ein Beispiel anhand eines Objektives:

Nikon Zoom-Nikkor Zoomobjektiv 18-140mm 1:3,5-5,6
Laut den Angaben 18-140mm 1:3,5-5,6 hat dieses Zoomobjektiv bei einer Brennweite von 18mm eine größtmögliche Blendenöffnung von 3,5, bei der längsten Brennweite (140mm) entspricht die größte Blendenöffnung noch 5,6. Je länger die Brennweite hier eingestellt wird, desto kleiner wird also auch die größte Blendenöffnung.

Für eine große Blende sind das aber ziemlich kleine Zahlen, mag sich jetzt vielleicht der ein oder andere denken. Denn eine große Blendenzahl entspricht stets einer kleinen Blende, wohingegen kleine Blendenzahlen eine weit geöffnete Blende beschreiben. Der Grund hierfür ist der Durchmesser der Blendenöffnung, welcher sich mit Hilfe eines Bruchs ausrechnen lässt.

Die Formel hierfür lautet: Durchmesser der Öffnung= Brennweite f : Blendenzahl
Folglich gilt: Je kleiner die Blendenzahl ist, desto größer ist der Durchmesser der Öffnung.
Beispiel:
1. Bsp: 50mm : 2,8 = 17,86
2. Bsp: 50mm : 22 = 2,27
>> Daraus lässt sich schließen: Bei Beispiel 1 (kleinere Blendenzahl) ist die Blendenöffnung größer als bei einer großen Blendenzahl (Beispiel 2).
Sprich bei einer Blende f/22 fällt durch die weit geschlossene Blende nur wenig Licht auf den Sensor, folglich fallen bei einer weit geöffneten Blende von f/2,8 deutlich mehr Lichtstrahlen auf den Sensor.

Also merk‘ Dir:
Kleine Blendenzahl → große Blendenöffnung → viel Licht
Große Blendenzahl → kleine Blendenöffnung → wenig Licht


Die Blende – Blendenreihen und Blendenstufen

Achtung, jetzt wird es nochmal ein bisschen kompliziert! Doch um die Blende in der Praxis verwenden zu können, brauchst Du dieses Wissen nicht zwingend. Ich bin Dir also nicht böse, wenn Du schon einmal zur Praxis weiterspringst 😉

Wie wir bereits festgestellt haben, ist die Blendenzahl dafür verantwortlich, wie viel Licht auf den Kamera Sensor fällt. Eine Kamera lässt sich hierbei in folgende Blendenzahlen einstellen:
1,4 2,0 2,8 4,0 5,6 8…
Diese genormte Blendenreihe fängt bei manchen Objektiven natürlich erst ab 2,8 oder 5,6 an, je nach der bereits oben beschriebenen größtmöglichsten Blende, die Dein Objektiv zulässt.
In dieser Blendenreihe gilt: Bei Blende 2,0 fällt doppelt so viel Licht auf den Sensor wie bei Blende 2,8. Hingegen trifft bei Blende 2,0 nur halb so viel Licht ein, wie bei f/1,4. Die Schritte zwischen zwei aufeinanderfolgenden Blendenzahlen werden hierbei als Blendenstufe bezeichnet.

Durch die Änderung der Blende um eine Blendenstufe wird das Licht also halbiert oder verdoppelt. Diese Angabe bezieht sich auf die „vollen Blendenwerte“, die in der obigen Blendenreihe aufgelistet sind.
Weiterhin gibt es bei vielen Kameras auch Halbe und Drittel-Blendenstufen, welche mehrere Zwischenwerte besitzen (z.B. 3,5 oder 5,0). Mit welchen Blendenreihe man nun arbeitet, lässt sich im Menü der Kamera festlegen.


Blende und Lichtstärke

Wenn von einem lichtstarken Objektiv gesprochen wird, hängt dies stets mit der Blende zusammen.
Mit der Lichtstärke ist die größte einstellbare Blendenöffnung gemeint, die das Objektiv zulässt. Eine gute Lichtstärke bedeutet in diesem Fall also, auch bei schlechten Lichtverhältnissen ein gutes und helles Bild aufnehmen zu können. Diese Lichtstärke wird erreicht, indem man bei gleicher Brennweite die Blende möglichst weit öffnet und so möglichst viel Licht auf den Sensor fällt.


Die Blende richtig einstellen

Die Kamera Blende lässt sich sowohl im A-Modus als auch im manuellen Modus selbst einstellen. In den anderen Kamera-Modi wird diese hingegen automatisch angepasst. Der A-Modus gehört zu den Halbautomatik-Modi, in welchem Du nur die Blende einstellen musst und die Kamera die hierfür passende Belichtungszeit automatisch auswählt. In diesem Modus musst Du Dich vorerst also nicht um den Zusammenhang von Blende und Verschlusszeit kümmern (dazu kommen wir später).

Die Blendenzahl verstellst du häufig über ein Rädchen oben an der Kamera. Diese Bedienung ist aber bei den verschiedenen Kamera-Marken oft unterschiedlich, also wirf am besten einfach einen Blick in Dein Kamera Handbuch. Auf Deinem Display oder im Sucher siehst Du nun, wie sich die Blendenzahl verändert. Die Belichtung, welche Du mit dieser Einstellung in Deinem Bild erreichst, kannst Du allerdings noch nicht durch den Sucher erkennen. Dies ist Dir aber häufig bei dem Sucher einer spiegellosen Systemkamera oder im Life-View-Modus Deiner DSLR-Kamera möglich.

Wie bereits erwähnt, ist die Einstellung der Blende wichtig für die passende Belichtung Deines Bildes. Diese muss also – je nach Situation und Lichtverhältnissen – angepasst werden. Bei schlechten Lichtverhältnissen ist es beispielsweise sinnvoll mit einer Offenblende (große Blendenöffnung) zu fotografieren und somit viel Licht auf den Sensor treffen zu lassen. Bei gutem Tageslicht ist solch eine große Blende allerdings nicht notwendig.

Die Blende abblenden und aufblenden

Häufig ist beim Einstellen der Blende von Ab- und Aufblenden die Rede, doch was bedeutet dies?
Spricht man von Abblenden, ist das Schließen der Blende gemeint. Die Blendenzahl steigt also und die Blende wird kleiner. Unter Aufblenden versteht man somit das Vergrößern der Blende.

Die Kamera Blende – Schärfentiefe und Bokeh

Die Blende kann ebenfalls dazu verwendet werden, um mit der Schärfentiefe zu spielen. Möchtest Du Deine Blende passend für ein Bild einstellen, kannst Du also bestimmen ob der Hintergrund deiner Aufnahme schön verschwommen oder durchgängig scharf dargestellt werden soll.
Auf diese Weise kann das Motiv im Vordergrund vom Hintergrund abgehoben werden. Vor allem bei Portraits ist dies sehr empfehlenswert. Bei Landschaftsaufnahmen hingegen sollte das ganze Bild scharf sein, um alle Details erkennen zu können. Natürlich gibt es auch Ausnahmen – denn auch bei Portraits muss beispielsweise, wenn sich mehrere Personen auf dem Bild befinden, mit einer kleineren Blende gearbeitet werden.

Grundsätzlich gilt:
Je größer die Blende ist, desto geringer die Schärfentiefe und desto unschärfer wird der Hintergrund dargestellt.
Je kleiner die Blende ist, desto höher die Schärfentiefe und desto schärfer ist der Hintergrund.
Das bedeutet aber nicht, dass man seine Blende auf einen Wert von 22 stellen sollte, wenn man eine hohe Schärfentiefe erreichen will. Denn bei solch hohen Blendenwerten ist es häufig der Fall, dass sich auch die Qualität der Bilder verschlechtert.
Allerdings hängt die Schärfentiefe nicht nur von der passenden Blendenöffnung ab, sondern auch von der Brennweite deines Objektives und der eingestellten Belichtungszeit. Doch hierzu kommen wir in einem anderen Artikel.

Ein ebenfalls sehr schöner Effekt, der mit einer geöffneten Blende erzeugt werden kann, ist Bokeh. Auch dies kann man sich im Hintergrund von Portraits oder Naturaufnahmen zum Vorteil machen.

Zusammenhang zwischen Blende und Belichtungszeit

Die Einstellungen von Blende und Verschluss-/Belichtungszeit sind stets abhängig voneinander und müssen passend abgestimmt werden. Denn auch die Einstellung der Belichtungszeit entscheidet darüber, wie hell bzw. dunkel das Bild am Ende wird. Mehr darüber, erfährst Du hier: Belichtungszeit
Folgendes Beispiel:
Du willst eine Landschaft fotografieren und dabei eine hohe Schärfentiefe haben. Allerdings sind die Lichtverhältnisse sehr schlecht und es ist ziemlich dunkel. Um nun die erwünschte Schärfentiefe zu erreichen, muss mit einer kleinen Blende fotografiert werden. Wie Du bereits gelernt hast, hat eine kleine Blende die Folge, nicht viel Licht auf den Sensor treffen zu lassen. Somit würde das Bild letztendlich unterbelichtet werden. Um die Belichtung auszugleichen, muss nun die Verschlusszeit dementsprechend angepasst werden. Das Bild muss heller werden, weshalb eine lange Belichtungszeit eingestellt werden muss. Durch dieses Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit ist es trotz der gegebenen Verhältnisse möglich, ein gut belichtetes Bild zu machen.

Welches ist nun die richtige Blende?

„Die Sonne lacht, nimm Blende 8.“ Womöglich hat einer von euch diesen Fotografie Reim schon einmal gehört. Doch trifft dieser Tipp immer zu? Nein, denn leider gibt es keine feste Regel, wann man die Blende wie einstellen muss.
Wie man die Blende einstellen muss, um schön belichtete Bilder zu erhalten, ist sowohl von den vorhandenen Lichtverhältnissen als auch von den erwünschten Effekten abhängig. Dieser Reim stammt aus den früheren Zeiten der analogen Fotografie, in der die Einstellungen von ISO und Verschlusszeit noch wesentlich eingeschränkter waren. Heutzutage haben wir diesbezüglich viel mehr Möglichkeiten und müssen je nach Einstellung auch die Blende anpassen. Daher kann dieser Spruch nicht auf die Einstellung der heutigen Kameras assoziiert werden. Die Einstellung der Blende muss also je nach Situation entschieden werden. Doch mit etwas Übung wird die Blende bald zu Deinem besten Freund!